DOMPLATZ (DÓMSKÉ NÁVRŠÍ)

Wenzelsdom

Unser Spaziergang durch den historischen Stadtkern von Olmütz muss selbstverständlich vor dem Wenzelsdom (Katedrála sv. Václava) auf dem Wenzelsplatz (Václavské náměstí) beginnen. Den Bau des späteren Bischofssitzes gab noch vor 1107 der Olmützer Teilfürst Svatopluk in Auftrag. Sein Sohn Wenzel übergab das nicht vollendete Werk dem Bischof Heinrich Zdík. Unter seinem Kirchenpatronat wurde die Kirche am 30. Juni 1131 geweiht. Von der ursprünglichen romanischen Basilika mit einem Flachdach ist noch der westliche Doppelturm erhalten geblieben, der sich jedoch unter einem neogotischen Mantel verbirgt. Ebenfalls aus der Romanik stammen die nicht zugängliche Krypta unter der erhaltenen Apsis sowie der dreischiffige Grundriss. Nach einem Brand im Jahr 1204 wurde die Basilika erstmals mit einem Gewölbe sowie mit eckigem Außen-Strebewerk versehen.
Nach einem weiteren Brand im Jahr 1265 veranlasste Bischof Bruno von Schauenburg einen umfassenden Umbau im frühgotischen Stil. Aus dieser Zeit stammen die Umfassungsmauer des dreischiffigen Baus sowie die hohen Fenster mit Maßwerk, die neuen Stützpfeiler auf einem trapezförmigen Grundriss und die inneren Dienstbündel.                               Die Fragmente der plastischen Säulenkapitellverzierungen befinden sich heute im Lapidarium des Olmützer Heimatmuseums. Das relativ kleine, rechteckige Presbyterium aus der Gotik wurde Anfang des 17. Jahrhunderts entfernt. Das bis heute erhaltene Kreuzgewölbe des Dreischiffs wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, unter Bischof Jan Volek, hinzugefügt. Dank des Engagements von Bischof Stanislav Pavlovský wurde die Silhouette der Kirche während der Renaissance um einen heute nicht mehr existierenden auffälligen Mittelturm an der Stirnseite sowie um fortgeschrittene architektonische Elemente an der Kapelle des hl. Stanislav an der Südfassade (1585–1591) erweitert.
Pavlovskýs Nachfolger, Kardinal Franz Seraph von Dietrichstein, veranlasste zwischen 1616 und 1618 den Neubau eines ungewohnt großen und mit Tonnengewölbe versehenen Presbyteriums, das vermutlich vom italienischen Baumeister Andrea Spezza entworfen wurde, der später am Bau des Prager Palais Waldstein (Valdštejnský palác) beteiligt war. Die nächsten Änderungen erfolgten 1803 durch den Baumeister Johann Sarkander Thalherr, der die westliche Turm-Fassade im Empire-Stil umbauen ließ. Ihre finale Gestalt erhielt die Kathedrale zwischen 1883 und 1892. Damals wurde sie umfassend im historisierenden neugotischen Stil umgebaut und um den markanten Südturm und die gegenüberliegende neue St.-Kyrill-und-Method-Chorkapelle (Kaple sv. Cyrila a Metoděje) ergänzt. Dadurch erhielt der Dom die symbolträchtige Gestalt eines lateinischen Kreuzes, bei dem die alte und neue Kirche harmonisch miteinander verschmelzen. Die Rückkehr zum gotischen Stil veranlasste Erzbischof Friedrich von Fürstenberg und beauftragte zum sorgfältigen Umbau der Stirnseite die Baumeister Gustav Meretta und Richard Völkel, die sich an der Pariser Basilika Sainte-Clothilde inspirieren ließen. Der neogotische Altar birgt das Reliquiar mit den sterblichen Überresten des hl. Johannes Sarkander. Unter dem Presbyterium befindet sich die Krypta, die besichtigt werden kann. Sie besteht aus zwei Stockwerken – im unteren Teil sind die Olmützer Bischöfe bestattet. In diesem Gebäude wurde am 4. August 1306 der letzte böhmische König aus dem Adelsgeschlecht der Přemysliden, Wenzel III. (1289-1306), ermordet (s. oben). Vermutlich geschah der Mord dort, wo sich heute der barocke Balkon befindet (im nördlichen Teil der Kathedrale).

Romanischer Bischofspalast  (Zdíkův palác)

Zum Gelände der ehemaligen Bischofsbasilika gehörte auch das einstige romanische Bischofs- und Kapitelhaus, das früher nicht ganz korrekt als Přemyslidenpalast (Přemyslovský palác) bezeichnet wurde. Obwohl das Gebäude, das im Norden an den Wenzelsdom angrenzt, heute nicht mehr vollständig erhalten ist, ist es dennoch ein überzeugendes Beispiel für die ausgeklügelte Baukunst der Romanik in Mähren. Kürzlich wurde das Gebäude umfassend renoviert. Die Relief-Verzierungen an den gepaarten Fenstern des Palastes sind wegen ihrer stilistischen Reinheit, ihren vielfältigen Motiven und ihrer virtuosen Durchführung ein einzigartiges Beispiel für wunderschöne mitteleuropäische Plastiken. Der Palast wurde in den 1140er Jahren unter Heinrich Zdík, einem wahrlich ungewöhnlichen Olmützer Bischof, erbaut.

Zwischen 1137 und 1138 pilgerte Zdík ins Heilige Land. Dort war er kurzzeitig Mitglied der Augustiner-Chorherren bei der Grabeskirche in Jerusalem. Nach dem Vorbild dieses Zusammenschlusses mehrerer katholischer Männerorden reformierte Zdík nach seiner Rückkehr auch das Priesterkollegium der Olmützer Kirche. Damit die Priester allerdings tatsächlich nach den strengen Kloster-Regeln leben konnten, mussten die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden. Als erstes wurde 1141 eine Gründungsurkunde verfasst, in der festgelegt wurde, dass das Kapitel ein Grundeigentum erhalten solle. Die zweite, ebenso komplizierte Voraussetzung leitete der Bischof vermutlich bereits früher, unmittelbar nach seiner Rückkehr im Jahr 1139, in die Wege: Den Bau eines Gebäudes, das dem zwölfköpfigen Kanoniker-Kollegium als standesgemäße Unterkunft dienen sollte und gleich neben dem Dom lag. Außerdem schuf Zdík, ganz im Geiste des klösterlichen Lebensstils, ein Bischofshaus. Aufgrund der architektonischen Gestaltung der erhaltenen Gebäudeteile kann man heutzutage davon ausgehen, dass Zdík die leitenden Steinmetz-Meister aus der Pfalz nach Olmütz kommen ließ um die Gebäude nach seinen Vorstellungen zu bauen. Die Plastiken und architektonischen Elemente am Kaiserdom zu Speyer weisen nämlich deutliche Parallelen zum Gebäude in Olmütz auf – wenn auch die Speyerer Ornamente noch älter sind und aus dem späten 11. Jahrhundert stammen. Die zweifach und dreifach gepaarten romanischen Fenster sind mit einem einzigartigen antikisierenden Rosettenkapitell sowie mit Archivolten, Akanthus- und geometrischen Ornamenten in den Fensterbögen ausgestattet. Die Stirnseiten der Stichkappen oberhalb der Fenster sind mit Palmettenornamenten verziert. Die eleganten Bögen oberhalb der Fenster sind wiederum glatt und kontrastieren daher umso mehr mit dem dunkleren Quadermauerwerk. Der dreiflügelige Olmützer Bischofspalast, der den Innenhof „Rajský dvůr“ umgibt und dessen vierte (südliche) Seite einst von einem älteren Bauwerk, einer Basilika, verschlossen wurde, wurde vermutlich um 1141 innerhalb von sehr kurzer Zeit erbaut. In diesem Jahr zog der Bischofssitz um und war fortan neben dem Wenzelsdom angesiedelt, was auch offiziell und urkundlich bestätigt ist. Insbesondere der gesamte Ostflügel des Palastes war auf die Bedürfnisse des Kapitels ausgerichtet. Im Erdgeschoss befand sich vermutlich der Kapitelsaal und im ersten Stock der gemeinsame Schlafsaal, der über ein massives Treppenhaus mit dem angrenzenden Chor der Basilika verbunden war. Außerdem gab es auch einen Speisesaal und eine Küche, die vermutlich im Erdgeschoss des Nordflügels untergebracht waren. Der von einem Kreuzgang umgebene Innenhof „Rajský dvůr“ samt Brunnen war für das Gebet und die Kontemplation gedacht. Der Kreuzgang hat eine etwas untypische, längliche Form, was vermutlich am unzureichenden Platz und dem recht schmalen Grundstück lag. Zum Kapitelhaus des Palastes gab es zwei Eingänge: einen direkt von der Kirche aus und einen von der Westseite durch ein Portal im Erdgeschoss. Direkt über diesem Eingang gab es eine Außentreppe, die zu einem ähnlichen Portal des Bischofssitzes führte. Die Räumlichkeiten des Bischofs befanden sich im ersten Stock des Nordflügels und waren über einen schmalen Flügel mit den Räumen im westlichen Teil der beiden Kirchtürme verbunden. In diesen Räumlichkeiten machte 1867 der Erzbischöfliche Baumeister Karl Biefel eine zufällige Entdeckung: Plastische und reichlich verzierte architektonische Elemente romanischer Fenster, die er anfangs für die Überreste der alten Přemysliden-Burg hielt. Biefels Nachfolger, Josef Erwin Lippert, und insbesondere Gustav Meretta sorgten im 19. Jahrhundert dafür, dass der Fund teilweise zugänglich gemacht wurde – obwohl dieser noch immer unter den niedrigen Dächern des gotischen Kreuzgangs, der Mitte des 14. Jahrhunderts gebaut wurde, versteckt war.

Heute sind vom Bischofspalast nur zwei Außenmauern (eine westliche und eine nördliche) erhalten geblieben, sowie ein noch immer nicht ausreichend erforschtes Bauwerk: Der östliche Kapitelflügel, der im spätgotischen Stil an jener Stelle umgebaut wurde, an der sich einst die Domkapitelsakristei befand. 1988 wurden die langjährigen Restaurierungsarbeiten der erhaltenen romanischen Mauerreste, sowie sämtliche Forschungsarbeiten und architektonischen Anpassungsarbeiten abgeschlossen. Seither ist diese Sehenswürdigkeit der Öffentlichkeit zugänglich und birgt unter anderem auch eine Ausstellung, die nicht zuletzt auch die Ergebnisse der umfassenden archäologischen Forschungsarbeiten veranschaulicht.

Gleich neben dem Eingang zum romanischen Palast befindet sich die Kapelle der hl. Anna (Kaple sv. Anny), ein einschiffiger Bau aus der Spätrenaissance mit fünfeckigem Abschluss des Kirchenschiffs. Einst diente sie als Wahllokal für die Wahl der Olmützer Bischöfe. Ihr heutiges Aussehen ist einerseits ihrem gotischen Kern und andererseits dem Umbau aus dem Jahr 1617 zu verdanken, der vom Probst Martin Václav z Greifenthalu durchgeführt wurde. Während der Regotisierung der Kathedrale im Jahr 1885 wurde die Kapelle um das Gewölbefeld verkürzt und die Fassade sowie die Plastiken wurden von ihren ursprünglichen Positionen entfernt. Hinter der Kapelle der hl. Anna befindet sich der mächtige Turm, der die Kapelle der hl. Barbara (Kaple sv. Barbory) birgt – eine Barockbaute, deren Kuppel über der Nordseite des Wenzelsplatzes thront. Der Turm ist im Zuge von Anpassungsarbeiten an den oberen Stockwerken des einstigen runden romanischen Turms der Přemyslidenburg entstanden. Der Domkapitular Kašpar Florentius z Glandorfu ließ die Kapelle als sein privates Oratorium vor 1751 errichten und sie war nur vom Kapiteldekanat aus zugänglich. Dort, wo sich einst die mittelalterliche Burg befand, steht heute ein barocker Gebäudekomplex, bestehend aus den Gebäuden des ehemaligen Kapiteldekanats, in dem nach umfassenden Renovierungsarbeiten das Erzdiözesanmuseum untergebracht wurde. Zu den weiteren bedeutenden Sehenswürdigkeiten des Domplatzes zählen zwei Plastiken: Einerseits die freistehende Statue des hl. Johannes Nepomuk (Jan Nepomucký), die vom mährischen Barock-Bildhauer, Georg Anton Heintz, gestaltet wurde, sowie andererseits ein Abguss eines spätgotischen Reliefs, auf dem die Jungfrau Maria-Beschützerin dargestellt ist. Letztere befindet sich in einer neoromanischen Kapelle an der Ecke Wenzelsplatz / Dómská-ulice-Straße.

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Kapesní obrazový průvodce OlomoucOlmütz (Olomouc) auf der Landkarte

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Der dritte, südliche Turm des Wenzelsdoms ist mit seinen 100,65 m der höchste Kirchturm in ganz Mähren, wobei er in Tschechien den zweiten ...
Innenaufnahme des Wenzelsdoms, Bildquelle: Archiv Vydavatelství MCU s.r.o., Foto: Libor Sváček
Blick vom grossen Turm auf den Wenzelsdom, Bildquelle: Archiv Vydavatelství MCU s.r.o., Foto: Libor Sváček
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Der Zdík-Palast und der Wenzelsdom von der Nord-West-Seite, Bildquelle: Archiv Vydavatelství MCU s.r.o., Foto: Libor Sváček
Die Geschichte des Zdík-Palastes reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück, Bildquelle: Archiv Vydavatelství MCU s.r.o., Foto: Libor Sváček
Der Zdík-Palast ist auch Teil der Führungen durch das Erzdiözesanmuseum, Bildquelle: Archiv Vydavatelství MCU s.r.o., Foto: Libor Sváček
Ausstellung im Erzdiözesanmuseum, Bildquelle: Archiv Vydavatelství MCU s.r.o., Foto: Libor Sváček
Zum Museum gehört auch die reich geschmückte Kapelle der hl. Barbara, Bildquelle: Archiv Vydavatelství MCU s.r.o., Foto: Libor Sváček
Das Portal des Wenzelsdoms wird von den Statuen der Brüder Kyrill und Method bewacht, Bildquelle: Archiv Vydavatelství MCU s.r.o., Foto: Libor ...